Erfahren Sie in diesem Kapitel, wie Stiftungen ihre Emissionen reduzieren können. Entdecken Sie konkrete Handlungsoptionen zur aktiven Gestaltung einer klimafreundlichen Stiftungspraxis: von der Analyse der im Rahmen der Administration verursachten Emissionen bis zur Berücksichtigung von Förderprojekten und Finanzanlagen.
Das Verbrennen von fossilen Energieträgern ist die zentrale Ursache für die globale Erderwärmung. Die freigesetzte Energie bildet die Grundlage für unser gegenwärtiges Wirtschaften und ist eine zentrale Voraussetzung für unseren gesellschaftlichen Wohlstand. Gleichzeitig sorgt die Freisetzung von Kohlenstoff und anderen Treibhausgasen dafür, dass Sonnenstrahlen vermehrt auf die Erde zurückgeworfen werden und somit weniger Energie das Erdklima verlässt. In der Folge erhöht sich die Oberflächentemperatur des Planeten.
Die steigende Temperatur ist mittelbar und unmittelbar für eine Reihe von Klimaeffekten verantwortlich, etwa das Verschieben von Wettermustern oder intensivere Wetterphänomene wie Starkregen oder Trockenperioden und stellt damit schlussendlich eine Gefährdung unserer Lebensgrundlagen dar.
Das politisch erklärte und völkerrechtlich verbindliche Ziel sieht vor, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral wirtschaftet. In rund 20 Jahren soll also unsere gesamte Volkswirtschaft so gestaltet werden, dass Emissionen klimaschädlicher Gase auf null reduziert werden.
Hierfür ist die zeitnahe Vermeidung von Emissionen ein entscheidender Schlüsselfaktor. Deshalb sind alle Akteur:innen – Privatpersonen, Organisationen, Unternehmen – angehalten, ihre Emissionen auf ein Mindestmaß zu senken.
Als wissens- und dienstleistungsbasierte Organisationen verursachen Stiftungen im direkten Vergleich zum produzierenden Gewerbe verhältnismäßig wenig Emissionen. Trotzdem gibt es auch in diesem Sektor eine große Bandbreite an Möglichkeiten, um Emissionen zu vermeiden und zu verringern.
Klassischerweise werden Emissionen in drei sogenannte „Scopes“ unterteilt. Gemeint sind damit Geltungsbereiche bei der Berechnung der unternehmensbezogenen Treibhausgasemissionen. Aufgrund der besonderen Struktur von Stiftungen bietet sich hier jedoch die Nutzung einer alternativen Logik an.
Emissionen von Stiftungen entstehen vorwiegend in den folgenden drei Bereichen:
Den administrativen und operativen Tätigkeiten der Stiftung: Bei den administrativen und operativen Abläufen einer Stiftung, genauso wie bei anderen Unternehmen oder Organisationen, ist Energie erforderlich, um die tägliche Arbeit umzusetzen. Strom und Wärme, Dienstreisen, Pendeln, Verpflegung, technische Ausstattung – all diese Bereiche verursachen mittel- oder unmittelbar Emissionen, die im Verantwortungsbereich der Stiftung liegen.
Durch die unterstützten und geförderten Aktivitäten von Förderpartner:innen und Projekten: Finanziert eine Stiftung Projekte oder führt diese selbst durch, werden die hierbei entstehenden Emissionen gemäß dem Verursacherprinzip ebenfalls der Stiftung zugeschlagen, denn ohne Unterstützung würden die betreffenden Aktivitäten nicht stattfinden. Häufig handelt es sich hierbei um Reise- und Veranstaltungsemissionen, das Drucken von Materialien oder auch Beschaffungs- und Infrastrukturkosten der Partner:innen.
Durch die Finanzanlage der Stiftungen: Auch bei der Finanzanlage findet das Verursacherprinzip Anwendung. Besitzer:innen von Wertpapieren zeichnen sich anteilig für die Emissionen der Herausgeber:innen verantwortlich. Dieses Verfahren betrifft sämtliche Anlageklassen.
In einem ersten Schritt können sich Stiftungen zunächst einen Überblick über die von ihnen verantworteten Emissionen verschaffen. Dazu werden häufig Klimabilanzen erstellt, die den Energieverbrauch von Organisationen systematisch erfassen und bewerten. Eine Klimabilanz hat den Vorteil, dass faktenbasierte Entscheidungen getroffen werden können und Fortschritt und Wirkung von Aktivitäten messbar werden. Die Erstellung einer Emissionsbilanz ist jedoch ein aufwändiger Prozess, der nennenswerte Ressourcen bindet und daher kritisch hinterfragt werden sollte. Bilanzen bilden eine gute Basis, um strukturiert Emissionen zu reduzieren. Eine zwingende Voraussetzung sind sie allerdings nicht.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Emissionen, die in der eigenen Administration verursacht werden, machen häufig nur einen geringen Teil an den Gesamtemissionen aus. Besonders häufig sind Veranstaltungen, Reisen oder Immobilien im Stiftungsbesitz Haupttreiber in dieser Kategorie. Neben einer Bewertung der Notwendigkeit vieler Aufwände (z.B. Reduzierung von Dienstreisen), lassen sich viele Aktivitäten auch durch klimafreundlichere Alternativen ersetzen (z.B. Strom aus regenerativen Quellen, Umstieg vom Flugzeug auf die Bahn usw.).
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Solche Emissionen lassen sich am besten durch den Dialog mit den Projektpartner:innen adressieren. Dieser kann sowohl in formellen Prozessen (etwa in der Auswahl von Projekten oder der Fördervereinbarung) geführt werden oder auch in eigens dafür aufgelegten Diskussionssträngen. Viele Projekte sind offen und interessiert, Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Arbeit zu integrieren, benötigen hierfür jedoch klare Signale und zusätzliche Kapazitäten.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Diese Änderungen entfalten bei Stiftungen für gewöhnlich die größte Umweltwirkung, sind aber ein komplexer Vorgang. In einem ersten Schritt können Stiftungen Positiv- und Negativ-Kriterien für die Finanzanlage definieren, in dem sie diese beispielsweise um eine Klimaperspektive ergänzen. Viele Finanzdienstleister:innen bieten aber auch ausdrücklich klimafreundliche Produkte an.
Achtung: Umweltangaben und -wirkungen von Finanzprodukten sollten sorgfältig geprüft werden.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, Restemissionen über Kompensationsprojekte auszugleichen. Dies sollte allerdings nur mit Emissionen geschehen, die nicht reduziert werden können. Dazu werden Dienstleister:innen engagiert, die Projekte mit negativen Emissionen umsetzen (z.B. Bäume pflanzen) oder an anderer Stelle Emissionen im gleichen Umfang reduzieren (Energieeffizienzmaßnahmen). Schwierig ist jedoch, die Nachhaltigkeit und Qualität dieser Projekte zu bewerten. Eine gute Alternative zum direkten Ausgleich von Emissionen ist die Unterstützung von systemischen Klimaprojekten. Solche Projekte finden sich beispielsweise unter www.climatesolutionshub.eu.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
1 Rat für Nachhaltige Entwicklung (2018): Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex. Online verfügbar unter https://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/de-DE/Documents/PDFs/Sustainability-Code/Leitfaden-zum-Deutschen-Nachhaltigkeitskodex.aspx, zuletzt geprüft am 01.11.2023.
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Bildung im Klimawandel ist eine Initiative der API Kinder- und Jugendstiftung und Active Philanthropy, gefördert von der API Kinder- und Jugendstiftung und der deutschen Postcode Lotterie. Gemeinsam arbeiten wir daran, zwei der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zusammenzudenken, um so einen lebenswerten Planeten für diese und kommende Generationen zu erhalten. Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an info@activephilanthropy.org