Bildung nutzen

Bessere Klimabildung ist eine der sechs zentralen Maßnahmen, die notwendig sind, um das Erdklima bis 2050 stabilisieren zu können.

Die Gesellschaft befähigen, dem Klimawandel zu begegnen

In Deutschland sind etwa 13 Millionen Menschen in formeller Bildung, was bedeutet, dass nahezu jede:r sechste Einwohner:in direkt mit dem Bildungssektor verbunden ist. Diese Tatsache verdeutlicht den entscheidenden Einfluss der Bildung auf eine große Anzahl von Menschen und ihre Rolle als wichtiger Hebel für den gesellschaftlichen Wandel. Besonders in Bezug auf die Bewältigung des Klimawandels spielt Bildung eine essenzielle Rolle, da sie den Menschen ermöglicht, die Ursachen und Auswirkungen der Klimakrise zu verstehen und aktiv dagegen anzugehen.

Kinder und Jugendliche als zukünftige Entscheidungsträger:innen spielen hierbei eine hervorgehobene Rolle. Um sie als „Change Maker“ zu befähigen, ist es notwendig, ihnen Wissen, Fähigkeiten sowie Werte und Einstellungen zu vermitteln, die für eine klimaneutrale Zukunft unerlässlich sind. Eine transformative Bildung geht über die reine Wissensvermittlung hinaus. Sie erweitert Handlungsmöglichkeiten und das Bewusstsein für den Klimawandel, und sie fördert Bottom-up-Lösungen1.

Bildung erweist sich nicht nur als wirksames, sondern auch als äußerst effizientes Mittel, um dem Klimawandel entgegenzutreten, da sie mit ihrem Multiplikator:inneneffekt die gesamte Gesellschaft beeinflusst. Laut einer Studie könnten bis 2050 nahezu 19 Gigatonnen CO2 eingespart werden, wenn lediglich 16% der Schüler:innen weiterführender Schulen in den Ländern des Globalen Nordens eine Klimabildung erhielten2. Dies entspricht in etwa dem Einsparungspotenzial an CO2 durch Wärmegewinnung aus Solarkraft. Auf der Rangliste von Project Drawdown, einem umfangreichen Forschungs- und Kommunikationsprojekt zu den wichtigsten Lösungen für den Klimawandel, nimmt Klimabildung demnach einen Platz im oberen Viertel ein3,4.

"Bildung ist entscheidend für die Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen. Sie hilft den Menschen, die Auswirkungen der Klimakrise zu verstehen und zu bewältigen, indem sie ihnen das Wissen, die Fähigkeiten, die Werte und die Einstellungen vermittelt, die sie brauchen, um als Gestalter:innen von Veränderung zu handeln."

UNESCO 2023
(eigene Übersetzung)

Die Bedeutung von Bildung als Schlüssel zur Bewältigung des Klimawandels wird von politischen und wissenschaftlichen Institutionen zunehmend anerkannt und gefordert. Die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) bewertet die Entwicklung von Bildungsprogrammen als wichtigen Aspekt im Kampf gegen den Klimawandel und fordert Länder auf, diese in ihren nationalen Bildungsplänen zu implementieren. Das Pariser Abkommen unterstreicht in Artikel 12 ebenfalls die entscheidende Rolle der Bildung bei der Förderung von Klimaschutzmaßnahmen5. Forscher:innen, u.a. vom renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, betrachten Klimawandelbildung sogar als eines von sechs „sozialen Kippelementen“, um das planetare Klima bis 2050 zu stabilisieren6.

Trotz der erkannten Bedeutung von Klimabildung bleibt die Integration des Klimawandels in Lehrpläne weltweit unzureichend. Fast die Hälfte der nationalen Curricula, die 2021 in 100 Ländern untersucht wurden, weist keine inhaltlichen Bezüge zum Klimawandel auf und diejenigen, die das Thema behandeln, tun es oft nur oberflächlich7.

Deutschland hat zwar im Rahmen der Bildungskampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei der Integration von Klimathemen in Lehrpläne gemacht. Dennoch bleibt noch viel Raum für Verbesserungen. Dies wurde beispielsweise in einer Umfrage unter Lehrkräften im September 2021 deutlich. Mehr als die Hälfte der befragten Lehrer:innen gab an, dass an ihrer Schule keine fächerübergreifende Auseinandersetzung mit dem Klimawandel stattfindet8. Zudem steht der Bildungssektor häufig in der Kritik, dass es an handlungsorientierten Bildungsangeboten mangele9.

Es steht also fest: Der Klimawandel ist zwar in der Bildung angekommen. Um ihm jedoch adäquat begegnen zu können, bedarf es allerdings einer vertieften und umfassenden Integration in Bildungsprogramme. Dies gilt nicht nur für die Schulbildung, sondern für alle Altersgruppen, Bildungsbereiche und Bildungseinrichtungen, einschließlich Kindergärten, Universitäten, Fachhochschulen und außerschulische Bildungsangebote.

Als Bildungsstiftung oder andere:r engagierte:r Akteur:in im Bildungsbereich können Sie entscheidend dazu beitragen, den Klimawandel noch stärker auf die Bildungsagenda zu setzen und eine umfassendere Umsetzung von Klimabildung maßgeblich und nachhaltig zu unterstützen.

Wir haben diese Toolbox entwickelt, um Sie bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen. Sie bietet Ihnen die Möglichkeit, Klimawandelthemen nahtlos in Ihre spezifische Bildungsarbeit zu integrieren, ohne dabei Ihre eigene Identität als Bildungsstiftung oder -akteur:in aufzugeben. Ganz im Gegenteil: Sie soll dazu beitragen, Ihre wertvolle Expertise, Ihre Netzwerke und Ihre Ressourcen besser nutzen zu können, um das volle Potenzial von Bildung bei der Bewältigung der Klimakrise zu entfalten.

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Future Skills
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MINT-Bildung
Partizipative Bildung
Soziale Kompetenzen

Strategie

Bildungsmaterialien
Direktunterstützung
Forschung
Kollaborative Lernangebote
Kommunikation
Mobilisierung
Netzwerke & Austausch
Politische Einflussnahme
Weiterbildungen

Klimawissen­schaftliche Grundlagen

Die Vermittlung klimawissenschaftlicher Grundlagen ist von entscheidender Bedeutung, um eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Klimawandel zu ermöglichen und Fehlinformationen effektiv entgegenzuwirken. Dies stärkt nicht nur das Verständnis für die Ursachen und Maßnahmen gegen den Klimawandel, sondern fördert auch die Fähigkeit zur Interpretation sowie die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie durch gezielte Maßnahmen dazu beitragen können, das Verständnis für klimawissenschaftliche Grundlagen zu vertiefen.

Interdiszi­plinäres Wissen

Interdisziplinäre Klimabildung ist entscheidend, da sie den Klimawandel nicht nur aus naturwissenschaftlicher Sicht, sondern auch in seinen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Dimensionen betrachtet. Nur durch die Einbindung dieser vielfältigen Perspektiven kann ein umfassendes Verständnis für den Klimawandel vermittelt werden. Dieser Abschnitt zeigt auf, wie Sie aktiv dazu beitragen können, interdisziplinäre Klimabildung zu fördern.

Handlungs­wissen

Um Lernende zu befähigen, effektive Maßnahmen zum Schutz des Klimas und zur Anpassung an den Klimawandel zu ergreifen, bedarf es Kenntnissen, die über bloße Klimafakten hinausgehen. Dieses Handlungswissen ermöglicht es den Lernenden, nicht nur das Problem zu verstehen, sondern auch konkrete Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels zu erkennen und umzusetzen. Erfahren Sie hier, wie Sie Handlungswissen stärken können, um die Kluft zwischen Bewusstsein und Handeln zu schließen.

Kritisches Denken

Kritisches Denken ist wichtig, um komplexe Zusammenhänge des Klimawandels zu verstehen, verschiedene Perspektiven zu hinterfragen und innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Erhalten Sie hier Inspiration für Handlungsmöglichkeiten, wie Sie die Entwicklung dieser Schlüsselkompetenz fördern können.

Mentale Gesundheit und emotionale Kompetenzen

Der Klimawandel hat schwerwiegende Konsequenzen für die mentale Gesundheit, insbesondere für junge Menschen. Diese emotionale Belastung kann eine Gefahr für die Bildung von Kindern und Jugendlichen darstellen. Erfahren Sie hier, wie Sie durch die Förderung von emotionalen Kompetenzen und Selbstwirksamkeit dagegen angehen können.

Grüne Fähigkeiten für die Arbeitswelt

Für eine klimaverträgliche Gesellschaft ist die Entwicklung „grüner Fähigkeiten“ bei der Aus- und Weiterbildung entscheidend, um effektive Veränderungen für eine nachhaltige Entwicklung in verschiedenen Berufsfeldern zu ermöglichen. Lesen Sie in diesem Abschnitt, wie Sie die Ausbildung dieser Fähigkeiten unterstützen können.

Werte und Einstellungen

Bildung hat nicht nur die Aufgabe, Wissen zu vermitteln, sondern auch dazu beizutragen, dass Lernende ihre inneren Überzeugungen und Haltungen im Hinblick auf den Klimawandel reflektieren und anpassen. Hier kommen Werte und Einstellungen ins Spiel. Erfahren Sie in diesem Abschnitt, warum es so wichtig ist, klimafreundliche Wertehaltungen zu kultivieren und wie Sie dazu beitragen können.

Whole Institution Approach

In der Klimabildung geht es nicht nur darum, den Lernenden Fakten beizubringen, sondern die gesamte Bildungseinrichtung in den Dienst des Klimaschutzes zu stellen. Dieser Ansatz fordert Schulen und Bildungseinrichtungen heraus, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern selbst als Vorbild zu dienen. Erfahren Sie, warum der Whole Institution Approach der Schlüssel zu einer ganzheitlichen Klimabildung ist und wie Sie Bildungseinrichtungen dabei unterstützen können, diesen Ansatz erfolgreich umzusetzen.

Lokaler Bezug und Partizipation

Der lokale Bezug und die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen sind wichtige Erfolgsfaktoren für eine effektive Klimabildung. Erfahren Sie, warum diese Faktoren so relevant sind und wie Sie dazu beitragen können, diese Aspekte in Bildungsprozesse zu integrieren.

Pädagog:innen als Schlüssel­akteur:innen

Lehrkräfte und Pädagog:innen sind nicht nur Wissensvermittler:innen, sondern spielen auch eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Fähigkeiten und Werten in Bezug auf Bildung. Lesen Sie hier, wie Stiftungen diese wichtige Akteur:innengruppe unterstützen können, um die Umsetzung von effektiver Klimabildung zu erleichtern.

Quellenverzeichnis

1 Mochizuki, Yoko; Bryan, Audrey (2015): Climate Change Education in the Context of Education for Sustainable Development: Rationale and Principles. In: Journal of Education for Sustainable Development  9 (1), S. 4–26. DOI: 10.1177/0973408215569109 .

2 Cordero, Eugene C.; Centeno, Diana; Todd, Anne Marie (2020): The role of climate change education on individual lifetime carbon emissions. In PloS one 15 (2). Online verfügbar unter https://journals.plos.org/plosone/article/file?id=10.1371/journal.pone.0206266&type=printable, zuletzt geprüft am 23.02.2023.

3 Kwauk, Christina; Casey, Olivia (2021): A new green learning agenda. Approaches to quality education for climate action. Brookings. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 11.07.2023.

4 Project Drawdown (2020): Concentrated Solar Power @ProjectDrawdown #ClimateSolutions. Online verfügbar unter https://www.drawdown.org/solutions/concentrated-solar-power, zuletzt geprüft am 10.06.2023. 

5 UNICEF East Asia and Pacific Regional Office (2019): It is getting hot. Call for education systems to respond to the climate crisis. Perspectives from East Asia and the Pacific. UNICEF. Bangkok, Thailand. Online verfügbar unter https://www.unicef.org/eap/media/4596/file/It%20is%20getting%20hot:%20Call%20for%20education%20systems%20to%20respond%20to%20the%20climate%20crisis.pdf, zuletzt geprüft am 06.01.2023.

6 Otto, Ilona M.; Donges, Jonathan F.; Cremades, Roger; Bhowmik, Avit; Hewitt, Richard J.; Lucht, Wolfgang et al. (2020): Social tipping dynamics for stabilizing Earth's climate by 2050. In PNAS 117 (5), pp. 2354–2365. DOI: 10.1073/pnas.1900577117 .

7 UNESCO (2021): Getting every school climate-ready. How countries are integrating climate change issues in education. UNESCO. Paris. Online verfügbar unter https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000379591, zuletzt geprüft am 20.01.2023.

8 Kuhn, Annette (2023): Initiative „Wir lernen klimaneutral“: Wie eine Schule bis 2035 klimaneutral werden will. Online verfügbar unter https://deutsches-schulportal.de/schule-im-umfeld/initiative-wir-lernen-klimaneutral-johanneum-luebeck-wie-eine-schule-bis-2035-klimaneutrale-schule-werden-will/, aktualisiert am 19.03.2023, zuletzt geprüft am 29.08.2023.

9 Anders, Florentine (2022): Wie Schulen in anderen Ländern Klimabildung umsetzen. Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung. Online verfügbar unter https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-schulen-in-anderen-laendern-klimabildung-umsetzen/, zuletzt geprüft am 01.06.2023.

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