Anstieg von Infektionskrankheiten und Allergien
Der Klimawandel führt zu einem Anstieg von Infektionskrankheiten und Allergien und birgt somit erhebliche Gesundheitsrisiken für Kinder und Jugendliche, die negative Auswirkungen auf ihre Bildungserfolge haben können. Erfahren Sie hier, wie Sie dazu beitragen können, diese Risiken zu minimieren.
Worum geht es?
Der Klimawandel trägt erheblich zur Zunahme von Gesundheitsrisiken bei, insbesondere für Kinder1. Auch in Deutschland sind diese Auswirkungen spürbar2. Diese Zunahme ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen.
Zum einen sorgen steigende Temperaturen und veränderte Umweltbedingungen für eine Ausweitung des Verbreitungsgebiets von Krankheitsüberträgern, wie zum Beispiel der asiatischen Tigermücke, die tropische Krankheiten auf den Menschen übertragen kann. In Deutschland existieren bereits etablierte Populationen der Tigermücke, während in Südeuropa sogar Ausbrüche von Krankheiten wie Dengue-Fieber bekannt sind3. Zusätzlich vermehren sich aufgrund des Klimawandels andere Krankheitserreger. So führen steigende Wassertemperaturen in der Ostsee beispielsweise dazu, dass die Konzentration von Vibrio-Bakterien ansteigt, die unter anderem Infektionen von Wunden auslösen können. Seit 1980 hat sich die Anzahl der Tage, an denen man sich beim Schwimmen in der Ostsee mit Vibrionen infizieren kann, verdoppelt4.
Gleichzeitig verlängert sich die Aktivitätszeit von Krankheitsüberträgern, was zu einer Zunahme der Übertragungsraten führt5. Zudem führen Überschwemmungen vermehrt dazu, dass Abwässer und tierische Fäkalien in die Umwelt gelangen, was den Kontakt mit Krankheitserregern begünstigt, die Infektionen und Zoonosen verursachen6. Darüber hinaus verlängert und intensiviert der Klimawandel die Pollen- und Allergiesaisons, was Kinder und Jugendliche mit asthmatischen Vorerkrankungen besonders betrifft7,8.
Warum ist das relevant?
Kinder sind aufgrund ihrer physiologischen Eigenschaften besonders anfällig für die steigenden Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel9. Ein guter Gesundheitszustand von Kindern hat nachweislich positive Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen und ihr Bildungsniveau. Im Gegenzug bedeutet dies, dass Krankheiten mit schlechteren Bildungsergebnissen in Verbindung stehen10.
Die enge Verbindung zwischen Gesundheit und Bildung verdeutlicht somit, wie der prognostizierte Anstieg von Gesundheitsrisiken aufgrund des Klimawandels zunehmend Bildungserfolge gefährden könnte.
Wie kann ich mir das vorstellen?
Erhöhte Gesundheitsrisiken in der Nähe von Bildungseinrichtungen
Die klimatischen Veränderungen beeinflussen vermehrt unsere Ökosysteme, auch in den Außenbereichen von Schulen. Dies führt zu längeren und intensiveren Pollensaisons und begünstigt das Wachstum nicht-einheimischer Pflanzenarten. Neue Pollenquellen wie das Traubenkraut können starke Asthma-Attacken auslösen. Diese Risiken erstrecken sich über das Schulgelände hinaus und betreffen vermehrt Schulausflüge und Exkursionen11,12.
Anstieg von Fehlzeiten von Lernenden und Lehrkräften
Gesundheit in der Kindheit hat einen positiven Einfluss auf schulische Leistung und den Bildungserfolg. So wurde festgestellt, dass sehr gute Gesundheit in der Kindheit mit einem um ein Drittel längeren Schulbesuch verbunden ist. Eine andere Untersuchung ergab, dass Krankheiten vor dem 21. Lebensjahr die durchschnittliche Schulzeit um 1,4 Jahre verkürzen10.
Verminderte Leistungsfähigkeit
Krankheiten und ein beeinträchtigter gesundheitlicher Zustand können die schulische Leistungsfähigkeit von Lernenden erheblich beeinträchtigen. Schon im Mutterleib und während der frühen Kindheit kann die Exposition gegenüber Krankheiten nachteilige Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung und den schulischen Erfolg haben13. Zudem sollten die Auswirkungen von Allergien nicht unterschätzt werden. Sie stellen laut Torsten Zuberbier, Leiter der Allergiefolgenforschung an der Berliner Charité, „die häufigste chronische Erkrankung [dar] und haben einen hohen negativen Effekt auch auf die Leistungsfähigkeit in Schule und Beruf“14. Waren Pollenallergien früher vor allem beschränkt auf die Frühlings- und Sommermonate, so gibt es zurückzuführend auf den Klimawandel mittlerweile nur noch etwa fünf allergiefreie Tage im Jahr15.
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Bewusstseinsbildungskampagnen
Initiieren oder fördern Sie Informationskampagnen, um die Öffentlichkeit, Bildungseinrichtungen, Lernende, Bildungspersonal, Eltern und politische Entscheidungsträger:innen für die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Gesundheit und Bildung zu sensibilisieren. Nutzen Sie Social-Media-Plattformen, Webinare und Veranstaltungen oder unterstützen Sie einschlägige Kommunikator:innen, um ein breites Bewusstsein zu schaffen.
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Forschungslücken schließen
Unterstützen Sie gezielt Forschungsprojekte, die sich mit den (prognostizierten) Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit von Kindern und ihre Bildung befassen. Dies kann die finanzielle Förderung von Studien, wissenschaftlichen Untersuchungen und Evaluierungen umfassen. Ermutigen Sie die Verbreitung der Ergebnisse durch die Initiierung interdisziplinärer Policy Labs, in denen Expert:innen aus den Bereichen Gesundheit, Bildung und Politik gemeinsam innovative Lösungen erarbeiten, um Gesundheitsbildung in Bildungssysteme zu integrieren. Präsentieren Sie die Ergebnisse als evidenzbasierte Empfehlungen für politische Maßnahmen.
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Gesundheitsaufklärung und Prävention
Fördern Sie Gesundheitsaufklärungsprogramme in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, die Lernenden beibringen, wie sie sich vor Infektionskrankheiten schützen können. Dies kann die Förderung von regelmäßigem Händewaschen, Impfungen und gesunden Lebensstilpraktiken umfassen.
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Frühwarnsysteme
Unterstützen Sie die Entwicklung und Implementierung von Frühwarnsystemen, die auf klimabedingte Gesundheitsrisiken spezialisiert sind. Dies könnte beispielsweise die Überwachung von Infektionsausbrüchen oder die Vorhersage von Pollenflugzeiten umfassen.
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Gesundheitsdienste in Bildungseinrichtungen stärken
Unterstützen Sie Bildungseinrichtungen darin, ihre Gesundheitsdienste zu stärken und auszubauen. Dies kann durch Angebote wie regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen und Gesundheitsberatung für Lernende und Bildungspersonal geschehen. Dadurch können Sie dazu beitragen, dass Gesundheitsrisiken schneller erkannt und minimiert werden.
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Quellenverzeichnis
1 Helldén, Daniel; Andersson, Camilla; Nilsson, Maria; Ebi, Kristie L.; Friberg, Peter; Alfvén, Tobias (2021): Climate change and child health: a scoping review and an expanded conceptual framework. In The Lancet Planetary Health 5 (3), e164-e175. DOI: 10.1016/S2542-5196(20)30274-6 .
2 Robert Koch Institut (2023): Auswirkungen des Klimawandels auf Infektionskrankheiten und antimikrobielle Resistenzen. Teil 1 des Sachstandsberichts Klimawandel und Gesundheit 2023. In Journal of Health Monitoring 8 (S3). Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JHealthMonit_2023_S3_Sachstandsbericht_Klimawandel_Gesundheit_Teil1.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt geprüft am 01.06.2023.
3 Schreiber, Janina (2023): Klimawandel: Müssen wir Angst vor Tigermücken haben? In tagesschau.de, 7/14/2023. Online verfügbar unter https://www.tagesschau.de/wissen/klima/tigermuecken-100.html, zuletzt geprüft am 06.10.2023.
4 Watts, Nick; Amann, Markus; Arnell, Nigel; Ayeb-Karlsson, Sonja; Belesova, Kristine; Boykoff, Maxwell et al. (2019): The 2019 report of The Lancet Countdown on health and climate change. Ensuring that the health of a child born today is not defined by a changing climate 394 (10211), pp. 1836–1878. DOI: 10.1016/S0140-6736(19)32596-6 .
5 Caminade, Cyril; McIntyre, K. Marie; Jones, Anne E. (2019): Impact of recent and future climate change on vector-borne diseases. In Annals of the New York Academy of Sciences 1436 (1), S. 157–173. DOI: 10.1111/nyas.13950 .
6 European Environment Agency (2022): Climate change as a threat to health and well-being in Europe. Focus on heat and infectious diseases. With assistance of Aleksandra Kazmierczak, Rachel Lowe, Kim van Daalen, Katie Johnson, Shouro Dasgupta. European Environment Agency. Copenhagen (EEA report, 07/2022). Online verfügbar unter https://www.eea.europa.eu/publications/climate-change-impacts-on-health/at_download/file, zuletzt geprüft am 23.01.2023.
7 Zhang, Yingxiao; Steiner, Allison L. (2022): Projected climate-driven changes in pollen emission season length and magnitude over the continental United States. In Nature Communications 13 (1), S. 1234. DOI: 10.1038/s41467-022-28764-0 .
8 Harrington, Samantha (2023): ‘In every breath we take’: How climate change impacts pollen allergies. In Yale Climate Connections, 4/19/2023. Online verfügbar unter https://yaleclimateconnections.org/2023/04/in-every-breath-we-take-how-climate-change-impacts-pollen-allergies/, zuletzt geprüft am 06.10.2023.
9 Sheffield, Perry E.; Landrigan, Philip J. (2011): Global climate change and children's health: threats and strategies for prevention. In Environmental Health Perspectives 119 (3), S. 291–298. DOI: 10.1289/ehp.1002233 .
10 Suhrcke, Marc; Paz Nieves, Carmen de (2011): The impact of health and health behaviours on educational outcomes in high-income countries. A review of the evidence. Copenhagen: World Health Organization, Regional Office for Europe. Online verfügbar unter https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/345467/9789289002202-eng.pdf?sequence=1&isAllowed=y, zuletzt geprüft am 06.10.2023.
11 Michler-Hanneken, Annette; Krug, Romy (2023): Sicherheit und Gesundheit in der Schule unter den Bedingungen des Klimawandels. In DGUV Forum (1). Online verfügbar unter https://forum.dguv.de/ausgabe/1-2023/artikel/sicherheit-und-gesundheit-in-der-schule-unter-den-bedingungen-des-klimawandels, zuletzt geprüft am 06.10.2023.
12 tagesschau.de (2022): Interview mit Claudia Traidl-Hoffmann: Klimawandel sorgt für mehr Allergien. Online verfügbar unter https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/klimawandel-gesundheit-allergien-pollen-zuletzt geprüft am 12.11.2023.
13 Randell, Heather; Gray, Clark (2019): Climate change and educational attainment in the global tropics. In PNAS 116 (18), S. 8840–8845. DOI: 10.1073/pnas.1817480116 .
14 Brech, Sarah Maria (2019): „Lancet Countdown“: Klimawandel gefährdet Gesundheit von Kindern. In WELT, 11/14/2019. Online verfügbar unter https://www.welt.de/gesundheit/article203479842/Lancet-Countdown-Klimawandel-gefaehrdet-Gesundheit-von-Kindern.html, zuletzt geprüft am 12.11.2023.
15 Uhlmann, Berit (2023): Wenn Umwelt und Klima krank machen. In Süddeutsche Zeitung, 8/6/2023. Online verfügbar unter https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/umweltverschmutzung-klimawandel-gesundheit-oe-1.5905194, zuletzt geprüft am 25.10.2023.
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