Während oft diskutiert wird, wie unsere Ernährung den Klimawandel beeinflusst, werfen wir in diesem Abschnitt einen Blick darauf, wie der Klimawandel selbst unsere Nahrungsmittel und Ernährungsweise beeinflussen könnte. Lernen Sie, warum diese Veränderungen Auswirkungen auf die Bildung haben können und wie Sie dazu beitragen können, diese Problematik abzufedern.
Wird in Deutschland und Europa über Klimawandel und Ernährung gesprochen, steht meist im Fokus, wie eine bestimmte Ernährung, z.B. der Konsum von Fleisch, den Klimawandel antreibt. Seltener wird thematisiert, dass der Klimawandel zunehmend beeinflussen wird, wie sich Menschen ernähren. Denn in den Ländern des Globalen Nordens, so auch in Deutschland, sind wir in einer privilegierten Lage, wenn es um Ernährung geht. Wir haben Zugang zu einer Bandbreite an Lebensmitteln aus verschiedenen Teilen der Welt. Doch der Klimawandel verändert diese Realität zunehmend. Er hat weitreichende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit, d.h. auf den Zugang zu ausreichend sicheren und hochwertigen Lebensmitteln. Und das sowohl in Ländern des Globalen Südens, als auch in europäischen Ländern1. Aus den vielfältigen Gründen lassen sich drei Aspekte hervorheben:
Häufigere und intensivere Extremwetterereignisse wie Dürren, Starkniederschläge und Spätfrost stellen vor allem den landwirtschaftlichen Sektor in Europa vor Herausforderungen2. Prognosen zeigen, dass Mittel- und Südeuropa erhebliche Ernteausfälle bevorstehen könnten1.
Ertragseinbußen stellen eine herausfordernde Lage für die gesamte Lebensmittelindustrie dar und können letztendlich in Preisanstiegen für Lebensmittel resultieren2. Darüber hinaus ist die Europäische Union in hohem Maße von Lebensmittelimporten abhängig, vorwiegend aus Regionen des Globalen Südens, die besonders anfällig für Klimarisiken sind. Dies könnte die Lebensmittelpreise weiter steigen lassen und gerade einkommensschwache Bevölkerungsgruppen finanziell belasten1,3.
Eine erhöhte CO₂-Konzentration in der Atmosphäre hat negative Auswirkungen auf die Qualität von Nahrungsmitteln. Dies äußert sich zum Beispiel in einem reduzierten Nährstoffgehalt, insbesondere in geringeren Proteingehalten, niedrigeren Mineralstoffkonzentrationen und einem Rückgang von Vitamin B4,5.
Was hat das mit Bildung zu tun? Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und Entwicklung von Kindern, insbesondere während der ersten 1000 Tage von der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr6. Auch nach dem dritten Lebensjahr bleibt Ernährung wichtig für die Bildung: Studien haben gezeigt, dass eine gesunde Ernährung mit besseren schulischen Leistungen einhergeht, wobei beispielsweise regelmäßiges Frühstücken sowie der Konsum von Obst, Gemüse und Mikronährstoffen wie Folsäure und Eisen die schulische Performance positiv beeinflussen7.
Im Gegenzug bedeutet das, dass eine unausgewogene oder ungesunde Ernährung, die Denkfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen und sich negativ auf ihre Lernfähigkeit und schulischen Leistungen auswirken8. Studien haben gezeigt, dass Nahrungsmittelunsicherheit beispielsweise die Lesefähigkeiten von Kindern beeinträchtigt9.
Durch fallende Verfügbarkeit, steigende Preis und abnehmende Qualität von Nahrungsmitteln, könnte der Klimawandel daher in Zukunft einer indirekte Herausforderungen für die Bildung darstellen.
Importabhängigkeiten von Ländern, die besonders anfällig gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels sind, können die Verfügbarkeit und Preise von Obst und Gemüse in einkommensstarken Nationen beeinflussen10. So verursachten Wetterextreme in Spanien und Marokko Ernteausfällen, die unter anderem dazu führten, dass Gemüse in britischen Supermärkten Anfang des Jahres rationiert werden musste11.
Doch auch die heimische Produktion in Mittel- und Nordeuropa leidet unter dem Klimawandel. In Deutschland sorgte der Rekordsommer 2022 für einen Rückgang der Gemüseerträge um 12%12. Durch den Klimawandel werden Veränderungen in Essgewohnheiten erwartet – mit regionalen Differenzen. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in Afrika und Südostasien wird aufgrund des Klimawandels eine verringerte Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln erwartet. In wohlhabenden Ländern wird der prognostizierte Rückgang des Obst- und Gemüsekonsums als Hauptursache für ernährungsbedingte Krankheiten betrachtet13,14.
Insbesondere gesunde Lebensmittel könnten von Preiserhöhungen im Zuge des Klimawandels stark betroffen sein. Dadurch könnten einkommensschwache Haushalte gezwungen sein, preiswertere Lebensmittel mit höherem Kaloriengehalt zu wählen. Eine Ernährung mit hoher Kaloriendichte, die typischerweise aus stark verarbeiteten Lebensmitteln besteht, erhöht das Risiko von Fettleibigkeit und verschlechtert die Ernährungsqualität15.
Entwickeln Sie Bildungskampagnen, die die Öffentlichkeit über die Verbindung zwischen Klimawandel und Ernährung informieren. Nutzen Sie verschiedene Kommunikationskanäle, um Lernende dazu zu ermutigen, bewusstere Ernährungsentscheidungen zu treffen, wie z.B. den Konsum von saisonalen, regionalen und pflanzlichen Lebensmitteln. Dies fördert ein besseres Verständnis für Umwelt- und Gesundheitsfragen und kann zu langfristigen Veränderungen im Ernährungsverhalten führen.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Planen und veranstalten Sie Workshops sowie Seminare für Eltern, um sie über eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu informieren und ihnen die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung – insbesondere im Kontext des Klimawandels – für die schulische Leistung ihrer Kinder zu verdeutlichen.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Initiieren oder unterstützen Sie die Gründung von Lebensmittelkooperativen, um den Zugang für Bildungseinrichtungen zu hochwertigen Lebensmitteln zu erleichtern. Diese Genossenschaften können den Kauf von ökologisch nachhaltigen Lebensmitteln in größeren Mengen ermöglichen, um Kosten zu senken und die Verfügbarkeit zu verbessern.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Investieren Sie in die Entwicklung von digitalen Bildungstools, Apps oder Plattformen, die Lernenden spielerisch und interaktiv die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährung vermitteln. Diese Tools können in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen eingesetzt werden und verbessern gleichzeitig digitale Kompetenzen von Lernenden.
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1 European Parliament (2020): Climate change and its impact on food and nutrition security. With assistance of Robin Fears. Policy Department for Economic, Scientific and Quality of Life Policies (Briefing). Online verfügbar unter https://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2020/658209/IPOL_BRI(2020)658209_EN.pdf, zuletzt geprüft am 15.09.2023.
2 Finger, Robert (2022): Klimawandel und die europäische Landwirtschaft: Auswirkungen und Anpassungsmaßnahmen. In ifo Schnelldienst 2022/8. Online verfügbar unter https://www.ifo.de/DocDL/sd-2022-08-klimawandel.pdf, zuletzt geprüft am 12.09.2023.
3 Alexander, Peter (2022): How climate change threatens Europe’s food. The University of Edinburgh. Online verfügbar unter https://www.ed.ac.uk/impact/opinion/how-climate-change-threatens-europe-s-food, zuletzt geprüft am 01.07.2023.
4 Ebi, Kristie L.; Loladze, Irakli (2019): Elevated atmospheric CO2 concentrations and climate change will affect our food's quality and quantity. In The Lancet Planetary Health 3 (7), e283-e284. DOI: 10.1016/S2542-5196(19)30108-1 .
5 Myers, Samuel S.; Zanobetti, Antonella; Kloog, Itai; Huybers, Peter; Leakey, Andrew D. B.; Bloom, Arnold J. et al. (2014): Increasing CO2 threatens human nutrition. In Nature 510 (7503), pp. 139–142. DOI: 10.1038/nature13179 .
6 Cusick, Sarah E.; Georgieff, Michael K. (2016): The Role of Nutrition in Brain Development: The Golden Opportunity of the “First 1000 Days”. In Medical Progress 175, pp. 16–21. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1016/j.jpeds.2016.05.013 , zuletzt geprüft am 01.07.2023.
7 Burrows, Tracy L.; Whatnall, Megan C.; Patterson, Amanda J.; Hutchesson, Melinda J. (2017): Associations between Dietary Intake and Academic Achievement in College Students: A Systematic Review. In Healthcare (Basel, Switzerland) 5 (4). DOI: 10.3390/healthcare5040060 .
8 Roberts, Marina; Tolar-Peterson, Terezie; Reynolds, Abby; Wall, Caitlin; Reeder, Nicole; Rico Mendez, Gina (2022): The Effects of Nutritional Interventions on the Cognitive Development of Preschool-Age Children: A Systematic Review. In Nutrients 14 (3). DOI: 10.3390/nu14030532 .
9 Jyoti, Diana F.; Frongillo, Edward A.; Jones, Sonya J. (2005): Food insecurity affects school children's academic performance, weight gain, and social skills. In The Journal of Nutrition 135 (12), pp. 2831–2839. DOI: 10.1093/jn/135.12.2831 .
10 Scheelbeek, Pauline F. D.; Moss, Cami; Kastner, Thomas; Alae-Carew, Carmelia; Jarmul, Stephanie; Green, Rosemary et al. (2020): United Kingdom’s fruit and vegetable supply is increasingly dependent on imports from climate-vulnerable producing countries. In Nat Food 1 (11), pp. 705–712. DOI: 10.1038/s43016-020-00179-4 .
11 ZDF.de (2023a): Brexit, Klima- und Energiekrise. Wie es zur Gemüsekrise in Großbritannien kam. ZDF. Online verfügbar unter https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/gemuesenotstand-grossbritannien-brexit-wetter-energiekrise-100.html, aktualisiert am 05.03.2023, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
12 ZDF.de (2023b): Statistisches Bundesamt. Gemüseernte sinkt deutlich - auch wegen Hitze. ZDF. Available online at https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/gemuese-ernte-hitze-trockenheit-100.html, aktualisiert am 27.02.2023, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
13 Springmann, Marco; Mason-D'Croz, Daniel; Robinson, Sherman; Garnett, Tara; Godfray, H. Charles J.; Gollin, Douglas et al. (2016): Global and regional health effects of future food production under climate change: a modelling study. In The Lancet 387 (10031), pp. 1937–1946. DOI: 10.1016/S0140-6736(15)01156-3 .
14 Fanzo, Jessica C.; Downs, Shauna M. (2021): Climate change and nutrition-associated diseases. In Nat Rev Dis Primers 7 (1), p. 90. DOI: 10.1038/s41572-021-00329-3 .
15 University of East Anglia (2015): Food and climate change. A review of the effects of climate change on food within the remit of the Food Standards Agency. With assistance of Food Standard Agency. Online verfügbar unter https://www.food.gov.uk/sites/default/files/media/document/575-1-1008_X02001__Climate_Change_and_Food_Report__28_Sept_2010_0.pdf, zuletzt geprüft am 12.09.2023.
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Bildung im Klimawandel ist eine Initiative der API Kinder- und Jugendstiftung und Active Philanthropy, gefördert von der API Kinder- und Jugendstiftung und der deutschen Postcode Lotterie. Gemeinsam arbeiten wir daran, zwei der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zusammenzudenken, um so einen lebenswerten Planeten für diese und kommende Generationen zu erhalten. Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an info@activephilanthropy.org