Der Klimawandel hat einen negativen Einfluss auf die Luftqualität. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für die gesundheitlichen Risiken von Luftverschmutzung, was nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihren Bildungserfolg gefährdet. In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie auf diese Problematik aufmerksam machen können und welche Maßnahmen Sie einsetzen können, um die Luftqualität in und um Bildungseinrichtungen zu verbessern.
Klimawandel und Luftverschmutzung sind eng miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig. Insbesondere Hitzewellen und Waldbrände, die infolge des Klimawandels häufiger auftreten1, haben einen negativen Einfluss auf die Luftqualität2. Luftverschmutzung stellt schon jetzt das größte Umweltrisiko für die Gesundheit der Menschen in Europa dar3.
Auch die Luft in Bildungseinrichtungen ist in erheblichem Maße von Verschmutzung betroffen. Untersuchungen zeigen, dass bedenkliche Luftverschmutzungswerte in 65% der untersuchten Schulen in Großbritannien gemessen wurden4. Ähnliche Probleme wurden auch in deutschen Klassenzimmern festgestellt, die ausschließlich über Fenster belüftet werden. Dort wurden während 24% der Unterrichtszeit Schadstoffwerte überschritten5.
Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für die gesundheitlichen Risiken der Luftverschmutzung. Diese Verwundbarkeit resultiert aus einer Reihe von Faktoren wie beispielsweise ihrer erhöhten Atemfrequenz im Vergleich zu Erwachsenen sowie der größeren Menge an eingeatmeter Luft bezogen auf das Körpergewicht. Aufgrund ihrer geringeren Körpergröße atmen speziell kleinere Kinder zudem Luft ein, die sich näher am Boden befindet, wo sich Schadstoffe, vor allem aus Verkehrsabgasen, konzentrieren6.
Luftverschmutzung beeinflusst jedoch nicht nur unmittelbar die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, sondern wirkt sich auch indirekt auf Bildungsaspekte aus. Dies liegt daran, dass die körperliche Beeinträchtigung infolge der Luftverschmutzung den Lernprozess negativ beeinflussen kann7.
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Luftverschmutzung und einem erhöhten Krankheitsrisiko. Die Auswirkungen von Luftverschmutzung können langfristige Gesundheitsprobleme wie chronische Atemwegserkrankungen begünstigen und vorhandene Krankheiten wie Asthma verschlimmern. Dies führt zu vermehrten und längeren Abwesenheitszeiten von Lernenden in schulischen und anderen Bildungskontexten, wodurch die Bildungserfolge durch häufige Unterbrechungen des Bildungsprozesses gefährdet werden7. Eine Studie aus den USA ergab zum Beispiel, dass in Schulen, die stark von Luftverschmutzung betroffen sind, Schüler:innen insgesamt mehr im Unterricht fehlen8.
Die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Entwicklung des Gehirns und die kognitiven Fähigkeiten von Kindern sind gut dokumentiert. Eine hohe Exposition gegenüber Luftverschmutzung führt zu schneller Ermüdung und beeinträchtigt die Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeiten, wodurch das Lernvermögen von Lernenden negativ beeinflusst wird7. In der Tat gibt es zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und einem Rückgang der schulischen Leistungen und Bildungserfolge bei Kindern nachweisen9,10.
Fördern oder initiieren Sie Projekte, die sich der Luftqualität in und um Bildungseinrichtungen widmen. Diese Projekte können verschiedene Ansätze kombinieren, um Lernende und Lehrkräfte gleichermaßen zu sensibilisieren und aktiv einzubinden. Zum Beispiel können Lernende als „Citizen Scientists“ an partizipativen Forschungsprojekten teilnehmen, indem sie Messgeräte zur Luftqualitätsüberwachung verwenden und die gesammelten Daten analysieren. Nutzen Sie Ihr Netzwerk, um diese Daten mit relevanten Entscheidungsträger:innen (auf lokaler, kommunaler oder Bundesebene) zu teilen und das Bewusstsein für Luftverschmutzung zu stärken.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Bringen Sie Stadtplaner:innen und Entscheidungsträger:innen aus Bildungspolitik und kommunalen Behörden an einen Tisch, um sich gemeinsam für saubere Luftzonen um Schulen und anderen Bildungseinrichtungen einzusetzen. Denkbar ist beispielsweise, von Lernenden hochfrequentierte Wege zu bestimmten Zeiten für den Straßenverkehr zu begrenzen, um die Schadstoffbelastung auf Schulwegen zu minimieren oder Absetz- und Abholpunkte in Entfernung zu Schuleingängen festzulegen6.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Erarbeiten oder fördern Sie die Entwicklung von Kartierungen, die weniger belastete Schulrouten aufzeigen. Diese Karten können in Zusammenarbeit mit Stadtplaner:innen und Bildungsexpert:innen erstellt werden. Durch die Kennzeichnung von Wegen mit besserer Luftqualität können Lernende und/oder ihre Eltern bewusster entscheiden, welchen Schulweg sie wählen und so dazu beitragen, dass sie weniger Schadstoffen ausgesetzt sind. Geben Sie diese Karten an Einrichtungen der Bildungsverwaltung, Bildungseinrichtungen, Lehrkräfte und Pädagog:innen oder Lernende weiter und teilen Sie Ihre Erfahrungen und Expertise mit anderen Bildungsstiftungen, um diese zur Nachahmung zu inspirieren.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Initiieren Sie Informationskampagnen, um Eltern über die Auswirkungen erhöhter Luftverschmutzung aufzuklären. Betonen Sie dabei die Bedeutung eines umweltfreundlichen Schulwegs, beispielsweise durch die Nutzung von Fahrrädern, um den Schadstoffausstoß rund um Schulen und Kitas zu reduzieren. Ermutigen Sie Eltern dazu, schadstoffarme Verkehrsmittel zu nutzen, um den motorisierten Verkehr zu Stoßzeiten zu vermeiden und so die Luftqualität in der Umgebung von Bildungseinrichtungen zu verbessern.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Die Schadstoffbelastung für Lernende kann auch durch planerische Maßnahmen bei Neubauentscheidungen von Bildungseinrichtungen reduziert werden6. Kooperieren Sie daher mit Stadtplaner:innen und kommunalen Behörden, um Standorte zu identifizieren und auszuwählen, die sich in sicherer Entfernung zu Schadstoffquellen wie Hauptstraßen befinden und gleichzeitig in ausreichender Nähe zu Wohngebieten liegen, damit Kinder und Jugendliche den Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen können.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Die bauliche Gestaltung von Schulen und Kitas kann die Luftqualität im Inneren verbessern6. Kooperieren Sie mit Architekt:innen und Schulträgern, um sicherzustellen, dass viel genutzte Räume und Außenbereiche abseits von viel befahrenen Straßen positioniert sind. Zudem können Sie Bildungseinrichtungen bei der Finanzierung grüner Infrastrukturelemente wie Bepflanzungen oder technologischer Maßnahmen wie effiziente Belüftungssysteme unterstützen, um eine verbesserte Innenraumluftqualität zu gewährleisten. Legen Sie dabei den Fokus auf Bildungseinrichtungen in marginalisierten oder besonders belasteten Regionen, um benachteiligte Lernende zu entlasten.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
1 IPCC (2021): Climate Change 2021. The Physical Science Basis. Summary for Policy Makers. Online verfügbar unter https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_SPM.pdf, zuletzt geprüft am 10.08.2021.
2 WMO (2022): WMO Air Quality and Climate Bulletin. Unter Mitarbeit von Global Atmosphere Watch (WMO Air Quality and Climate Bulletin, 2). Online verfügbar unter https://library.wmo.int/doc_num.php?explnum_id=11300, zuletzt geprüft am 15.02.2023.
3 Forzieri, Giovanni; Cescatti, Alessandro; e Silva, Filipe Batista; Feyen, Luc (2017): Increasing risk over time of weather-related hazards to the European population. A data-driven prognostic study. In: The Lancet Planetary Health 1 (5), e200-e208. DOI: 10.1016/S2542-5196(17)30082-7 .
4 Sandle, Tim (2022): Too many schools are in areas with problematic air pollution, study finds. In: Digital Journal Inc, 20.11.2022. Online verfügbar unter https://www.digitaljournal.com/tech-science/too-many-schools-are-in-areas-with-problematic-air-pollution-study-finds/article#ixzz7lZL812vF, zuletzt geprüft am 09.06.2023.
5 Schwarzbauer, Christian (2022): Forschungsprojekt „Sicheres Klassenzimmer“. Wirkung verschiedener Lüftungsmethoden hinsichtlich Luftqualität und Infektionsschutz im realen Schulunterricht. Online verfügbar unter https://zenodo.org/record/7496827, zuletzt geprüft am 16.06.2023.
6 European Environment Agency (EEA) (2023): Air pollution and children's health (Briefing). Online verfügbar unter https://www.eea.europa.eu/publications/air-pollution-and-childrens-health, zuletzt geprüft am 14.08.2023.
7 Miller, Sebastián J.; Vela, Mauricio A. (2013): The Effects of Air Pollution on Educational Outcomes: Evidence from Chile. Inter-American Development Bank (IDB Working Paper Series, IDB-WP-468). Online verfügbar unter https://publications.iadb.org/publications/english/document/The-Effects-of-Air-Pollution-on-Educational-Outcomes-Evidence-from-Chile.pdf, zuletzt geprüft am 15.02.2023.
8 Mohai, Paul; Kweon, Byoung-Suk; Lee, Sangyun; Ard, Kerry (2011): Air pollution around schools is linked to poorer student health and academic performance. In Health Affairs (Project Hope) 30 (5), pp. 852–862. DOI: 10.1377/hlthaff.2011.007 .
9 Lu, Wenxin; Hackman, Daniel A.; Schwartz, Joel (2021): Ambient air pollution associated with lower academic achievement among US children: A nationwide panel study of school districts. In: Environmental Epidemiology (Philadelphia, Pa.) 5 (6), e174. DOI: 10.1097/EE9.0000000000000174 .
10 Sheffield, Perry E.; Uijttewaal, Simone A. M.; Stewart, James; Galvez, Maida P. (2017): Climate Change and Schools: Environmental Hazards and Resiliency. In: International Journal of Environmental Research and Public Health 14 (11), S. 1397. DOI: 10.3390/ijerph14111397 .
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Bildung im Klimawandel ist eine Initiative der API Kinder- und Jugendstiftung und Active Philanthropy, gefördert von der API Kinder- und Jugendstiftung und der deutschen Postcode Lotterie. Gemeinsam arbeiten wir daran, zwei der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zusammenzudenken, um so einen lebenswerten Planeten für diese und kommende Generationen zu erhalten. Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an info@activephilanthropy.org