Interdisziplinäre Klimabildung ist entscheidend, da sie den Klimawandel nicht nur aus naturwissenschaftlicher Sicht, sondern auch in seinen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Dimensionen betrachtet. Nur durch die Einbindung dieser vielfältigen Perspektiven kann ein umfassendes Verständnis für den Klimawandel vermittelt werden. Dieser Abschnitt zeigt auf, wie Sie aktiv dazu beitragen können, interdisziplinäre Klimabildung zu fördern.
Interdisziplinäres Wissen in der Klimabildung beinhaltet nicht nur naturwissenschaftliche und ökologische Aspekte des Klimawandels, sondern berücksichtigt auch soziale, ökonomische und politische Zusammenhänge.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind multidimensional und lassen sich nicht allein durch naturwissenschaftliche Erklärungen begreifen. Daher muss der Klimawandel aus der Perspektive verschiedener Disziplinen betrachtet werden.
Die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Migration, sozialer Gerechtigkeit oder nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung sind nur einige der vielen interdisziplinären Verbindungen, die ein übergreifendes Verständnis der Klimakrise erfordern. Trotzdem konzentriert sich der Lehrinhalt vieler Bildungseinrichtungen weltweit, einschließlich in Deutschland, überwiegend auf die physikalischen Grundlagen, wobei andere dimensionale Aspekte vernachlässigt werden1. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass Klimabildung nicht als separates, eigenständiges Fach oder nur als Teil des naturwissenschaftlichen Unterrichts eingeführt wird, sondern in bestehende Fächer wie Naturwissenschaften, Gesellschaftskunde, Geografie, Sozialkunde, Geschichte, Sprachen, Theater und Kunst integriert wird2.
Nur durch diese Integration kann ein umfassendes Verständnis des Klimawandels als Krise mit vielschichtigen Ursachen und Auswirkungen erreicht werden, das über die Grenzen einzelner Schulfächer oder fachlicher Disziplinen hinausgeht.
Eine interdisziplinäre Klimabildung beleuchtet beispielsweise, wie der Klimawandel globale Ungleichheiten und Armut verstärken kann und soziale Gerechtigkeit beeinflusst. Auch die Rolle von Unternehmen, Politik und Gesellschaft in der Klimabekämpfung sowie internationale Verträge wie das Pariser Abkommen sollten erläutert werden3.
Praktische Beispiele verdeutlichen, dass beeindruckende Resultate erzielt werden können, wenn Lernende beispielsweise politische Entscheidungsprozesse spielerisch nachstellen. Eine Studie aus Schweden führte eine Simulation internationaler klimapolitischer Verhandlungen durch, bei der die Teilnehmenden die Positionen verschiedener Länder einnahmen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Schüler:innen die verschiedenen Perspektiven verstehen und zu einer gemeinsamen Lösung gelangen konnten1.
Im Jahr 2020 führte Finnland den sogenannten Phänomen-Unterricht für Schüler:innen im Alter von 7 bis 16 Jahren ein. Anstatt komplexe Themen wie den Klimawandel isoliert in einzelnen Fächern zu behandeln, nimmt der Phänomen-Unterricht eine übergreifende Perspektive ein, die den herkömmlichen Unterricht ergänzt. Dadurch gewinnen Kinder und Jugendliche beispielsweise Einblicke in die Verknüpfungen zwischen Klimawandel und Biodiversität, erlernen die historische Dimension des Klimawandels aus einem geschichtlichen Blickwinkel und setzen sich wirtschaftlich mit den Auswirkungen und Kosten des Klimawandels auseinander4,5.
Setzen Sie sich dafür ein, dass der Klimawandel nicht ausschließlich im naturwissenschaftlichen Kontext gelehrt wird, sondern in verschiedenen Unterrichtsfächern, Ausbildungen und Studiengängen verankert wird. Bringen Sie dafür beispielsweise Bildungsexpert:innen zusammen, um klare Leitlinien zur interdisziplinären Integration des Klimawandels in den Lehrplan zu entwickeln und gehen Sie aktiv auf Bildungsbehörden und relevante bildungspolitische Entscheidungsträger:innen zu, um diese Leitlinien mit ihnen zu teilen.
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Kreieren oder fördern Sie die Entwicklung von Konzepten oder Lehrmaterialien, die dazu beitragen, das komplexe Thema des Klimawandels in die Lerninhalte verschiedener Schulfächer einzubetten. Ein gutes Beispiel ist das von EPIZ entwickelte Konzept, das klare Richtlinien bietet, um das Thema Klimawandel in unterschiedliche Schulfächer wie Englisch, Mathematik, Geografie, Kunst und Ethik zu integrieren.
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Organisieren Sie Schulungen und Workshops, um Lehrkräften dabei zu helfen, die komplexen Aspekte des Klimawandels aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Diese Schulungen sollten praxisorientiert sein und die notwendigen Werkzeuge und Ressourcen zur Verfügung stellen, um interdisziplinäre Ansätze mühelos in den Unterricht zu integrieren. Als Beispiel könnten Lehrer:innen gemeinsam mit Expert:innen aus verschiedenen Fachbereichen kooperieren, um den interdisziplinären Charakter des Klimawandels zu erfassen, ihr Fachwissen zu vertiefen und Lehrmethoden zu entwickeln, die die vielschichtige Dimension des Themas abbilden.
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Etablieren Sie Kooperationen mit außerschulischen Bildungseinrichtungen wie Theatern und fördern oder gestalten Sie interaktive Ausstellungen, die die komplexen Verknüpfungen des Klimawandels verdeutlichen. Lernende können hier beispielsweise Entscheidungsprozesse in globalen Klimaforen nachvollziehen oder sich mit den sozialen Folgen schwindender Gletscher und von Ernteausfällen auseinandersetzen. Mithilfe von visuellen Darstellungen, Simulationen und praktischen Übungen wird der Lernprozess intensiviert.
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Fördern Sie in Zusammenarbeit mit Theatern Aufführungen, die Lernende dazu anregen, die Interdisziplinarität des Klimawandels zu erkennen. Durch die Darstellung ethischer Dilemmata können die Lernenden aktiv in verschiedene Rollen schlüpfen. Sie werden ermutigt, sich mit den komplexen moralischen Fragen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu auseinanderzusetzen. Ein solches Theaterstück kann beispielsweise das Schicksal einer Familie darstellen, die aufgrund von Klimaauswirkungen aus ihrer Heimat flüchten muss, um zu verdeutlichen, dass der Klimawandel nicht nur ein ökologisches Problem ist, sondern eine Krise mit tiefgreifenden sozioökonomischen Auswirkungen.
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Initiieren Sie Projekte wie beispielsweise Ideenwettbewerbe, die Lernende dazu anregen, in interdisziplinären Teams zusammenzuarbeiten und bereichsübergreifende Lösungsansätze für klimabezogene Herausforderungen zu entwickeln. Im Hochschul- und Berufsbildungskontext könnten angehende Ingenieur:innen, Elektroniker:innen, Geograf:innen, Wirtschaftswissenschaftler:innen oder Sozialwissenschaftler:innen in einem Team kooperieren, um eine nachhaltige Infrastrukturplanung zu realisieren, indem sie technische, geografische, ökonomische und gesellschaftliche Aspekte miteinander verknüpfen. Dies stärkt nicht nur die Teamarbeit, sondern sensibilisiert auch für die zentrale Bedeutung der Interdisziplinarität. Ebenso können solche Projekte im schulischen Rahmen umgesetzt werden, indem Sie beispielsweise Workshops initiieren, in denen Schüler:innen Fallstudien bearbeiten und dabei jeweils die Perspektive eines Unterrichtsfachs vertreten.
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Ihrer Maßnahmen zum Thema "Interdisziplinäres Wissen"
1 Kranz, Johanna; Schwichow, Martin; Breitenmoser, Petra; Niebert, Kai (2023): Politik – der blinde Fleck der Klimabildung. klimafakten.de. Online verfügbar unter https://www.klimafakten.de/meldung/politik-der-blinde-fleck-der-klimabildung, zuletzt aktualisiert am 25.01.2023, zuletzt geprüft am 21.07.2023.
2 Anderson, Allison (2012): Climate Change Education for Mitigation and Adaptation. In: Journal of Education for Sustainable Development 6 (2), S. 191–206. DOI: 10.1177/0973408212475199 .
3 Mochizuki, Yoko; Bryan, Audrey (2015): Climate Change Education in the Context of Education for Sustainable Development: Rationale and Principles. In: Journal of Education for Sustainable Development 9 (1), S. 4–26. DOI: 10.1177/0973408215569109 .
4 Anders, Florentine (2022): Wie Schulen in anderen Ländern Klimabildung umsetzen. Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung. Online verfügbar unter https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-schulen-in-anderen-laendern-klimabildung-umsetzen/, zuletzt geprüft am 01.06.2023.
5 Wallkötter, Leonhard (2023): Phänomen-Basiertes Lernen – Das können wir uns von Finnland abschauen. Lehrer-News.de (Service & Unterrichtshilfe). Online verfügbar unter https://www.lehrer-news.de/blog-posts/phaenomen-basiertes-lernen-das-koennen-wir-uns-von-finnland-abschauen, zuletzt geprüft am 20.08.2023.
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Bildung im Klimawandel ist eine Initiative der API Kinder- und Jugendstiftung und Active Philanthropy, gefördert von der API Kinder- und Jugendstiftung und der deutschen Postcode Lotterie. Gemeinsam arbeiten wir daran, zwei der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zusammenzudenken, um so einen lebenswerten Planeten für diese und kommende Generationen zu erhalten. Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an info@activephilanthropy.org