Die Vermittlung klimawissenschaftlicher Grundlagen ist von entscheidender Bedeutung, um eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Klimawandel zu ermöglichen und Fehlinformationen effektiv entgegenzuwirken. Dies stärkt nicht nur das Verständnis für die Ursachen und Maßnahmen gegen den Klimawandel, sondern fördert auch die Fähigkeit zur Interpretation sowie die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie durch gezielte Maßnahmen dazu beitragen können, das Verständnis für klimawissenschaftliche Grundlagen zu vertiefen.
Die Klimawissenschaften sind von grundlegender Bedeutung für unser Verständnis des Klimasystems und des menschengemachten Klimawandels. Sie erfassen naturwissenschaftliche Grundlagen sowie Prozesse des Klimasystems, darunter den Treibhausgaseffekt und die Auswirkungen des menschlichen Einflusses auf das Klima.
Die Vermittlung von klimawissenschaftlichen Grundlagen ist insbesondere aus zwei Gründen wichtig:
Ein Basiswissen des Forschungsstandes zum Klimawandel ermöglicht eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema und ist wichtig, um die Ursachen sowie die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Minderung und Anpassung des Klimawandels zu verstehen und folglich umzusetzen1.
Ebenso kann das Vermitteln klimawissenschaftlicher Grundlagen dazu beitragen, Fehleinschätzungen und der Leugnung des Klimawandels entgegenzuwirken. Andersherum kann ein falsches wissenschaftliches Verständnis zur Leugnung des Klimawandels führen oder zur Akzeptanz ‚alternativer Fakten‘ verleiten1.
Die Auseinandersetzung mit Klimadaten kann Lernende für den Umgang mit wissenschaftlichen Informationen sensibilisieren und gleichzeitig ihr Verständnis des Klimawandels schärfen. Ein praktisches Beispiel hierfür sind die sogenannten „Warming Stripes“, die die Erwärmung der Temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter darstellen. Diese Visualisierung ist flächendeckend für Deutschland verfügbar und ermöglicht es Lernenden nachzuvollziehen, wie stark sich ihre lokale Umgebung in den letzten Jahrzehnten erwärmt hat.
Es gibt einen eindeutigen wissenschaftlichen Konsens über die Existenz des menschengemachten Klimawandels. Mehr als 90% aller Klimaforscher:innen sind sich einig, dass er existiert2. Trotz dieser Einigkeit besteht immer noch die weitverbreitete Fehlvorstellung, dass der menschengemachte Klimawandel wissenschaftlich umstritten ist. Dieser fälschliche Eindruck wird vermutlich dadurch verstärkt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse oftmals eher vorsichtig formuliert werden. Ein Beispiel hierfür ist das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), eines der bedeutendsten Gremien in der Klimawissenschaft. In seinem neuesten Sachstandsbericht heißt es in IPCC-typischer Sprache, dass der menschengemachte Klimawandel mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ der treibende Faktor für den Anstieg von Hitzewellen ist3. Um Lernenden ein klareres Verständnis für die Bedeutung solcher Formulierungen zu vermitteln, kann es hilfreich sein, sie mit numerischen Angaben zu verknüpfen4. Indem Lernende verstehen, dass solche Angaben auf einer akribischen Methodik basieren, können sie solche Formulierungen besser einschätzen und die Verlässlichkeit wissenschaftlicher Beweise einfacher nachvollziehen.
Um das Verständnis für den Klimawandel über Bildungsabschnitte hinweg zu steigern, ist es wichtig, dass Inhalte zielgruppengerecht aufbereitet werden. So kann Kindern in frühen Bildungsphasen beispielsweise der Unterschied zwischen Klima und Wetter vermittelt werden. Für Jugendliche kann der Zusammenhang zwischen Emissionen und der globalen Erwärmung erklärt werden. Junge Erwachsene können hingegen die Bedeutung von Klimaszenarien und -modellen vermittelt bekommen.
Fördern Sie Klimabildung für Pädagog:innen, um sicherzustellen, dass sie den Klimawandel selbstbewusst und kompetent unterrichten können, denn ein fundiertes Verständnis der Klimawissenschaft ist nicht nur für Lernende wichtig, sondern auch für Lehrkräfte selbst. Bieten Sie Lehrenden daher die Möglichkeit, ihr Wissen auf dem aktuellen Stand zu halten, sei es durch Schulungen, Fortbildungen oder bereitgestellte Materialien. Ein herausragendes Beispiel sind die Zusammenfassungen der IPCC-Berichte für Lehrer:innen, die vom Office for Climate Education, unter anderem unterstützt durch die Siemens Stiftung, herausgegeben werden. Diese Materialien bieten eine kompakte Darstellung wissenschaftlicher Grundlagen und verknüpfen sie gleichzeitig mit Unterrichtsaufgaben.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Integrieren Sie klimawissenschaftliche Grundlagen in bestehende Bildungsprogramme, die darauf abzielen, die Fremdsprachenkompetenz oder Lesekompetenz von Lernenden zu verbessern. Wenn Lernende z.B. im Fremdsprachenunterricht Texte lesen, die sich auf Klimawandelthemen beziehen, können sie nicht nur ihre Lesefähigkeiten verbessern, sondern gleichzeitig auch relevante klimawissenschaftliche Grundbegriffe und Zusammenhänge erlernen. Dafür bietet sich beispielsweise das im August 2023 erschienene Climate Dictionary des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) an, welches in Englisch, Französisch, Spanisch und weiteren Sprachen erhältlich ist. Diese integrative Herangehensweise ermöglicht es, Bildungsziele verschiedener Bereiche zu kombinieren und bietet Ihnen die Gelegenheit, Klimabildung im Einklang mit Ihren traditionellen Stiftungszielen und unter Einsatz Ihrer methodischen Expertise voranzutreiben.
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Kooperieren Sie mit wissenschaftlichen Institutionen, um Lehrkräften und Lernenden beispielsweise Exkursionen in Forschungslabors zu ermöglichen, in denen sie praktische Erfahrungen im Umgang mit wissenschaftlichen Instrumenten und Experimenten sammeln können. Ermutigen Sie wissenschaftliche Institutionen außerdem dazu, ihre Erkenntnisse so aufzubereiten, dass sie auch von Lehrenden und Lernenden zum Beispiel im Unterricht genutzt werden können. Dies kann mittels wissenschaftlicher Studien, Datenbanken oder Visualisierungen erfolgen.
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Initiieren oder unterstützen Sie Online-Plattformen, die Ressourcen anbieten, über die Lehrkräfte und Lernende auf verständlich aufbereitete Forschungsergebnisse, Visualisierungen oder Experimente im Bereich der Klimawissenschaft zugreifen können. Je nach Komplexität können solche Ressourcen für Lernende verschiedener Bildungsabschnitte konzipiert werden – angefangen bei Kindern bis hin zu Erwachsenen. Ein Beispiel aus dem englischsprachigen Raum ist die Plattform „ClimateScience“. Dort finden Sie übersichtliche, wissenschaftlich fundierte Lernmaterialien sowie Unterrichtspläne, die auf den Lehrplan abgestimmt sind und für verschiedene Altersgruppen, Unterrichtsfächer und nachhaltige Entwicklungsziele (SDGs) geeignet sind. Die Plattform bietet beispielsweise Unterrichtsmaterialien sowohl für den englischen als auch den portugiesischen und brasilianischen Lehrplan an. Ihre Unterstützung kann dazu beitragen, ähnliche Angebote auch für den deutschen Lehrplan zu schaffen.
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Ermutigen oder unterstützen Sie Forschungsprojekte zur Evaluierung von Schulbüchern, um zu prüfen, ob die darin vermittelten Informationen mit den aktuellen Erkenntnissen der Klimatologie in Einklang stehen. Falls Unstimmigkeiten festgestellt werden, informieren Sie die Verlage sowie relevante bildungspolitische Akteur:innen und unterstützen Sie sie dabei, die Inhalte auf den neuesten Stand zu bringen.
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Ihrer Maßnahmen zum Thema "Klimawissenschaftliche Grundlagen"
1 Ratinen, Ilkka (2021): Students’ Knowledge of Climate Change, Mitigation and Adaptation in the Context of Constructive Hope. In Education Sciences 11 (3), p. 103. DOI: 10.3390/educsci11030103 .
2 Cook, John (2010): Gibt es wirklich einen Klimawandel? Behauptung: „Es gibt (noch) keinen wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel“. klimafakten.de. Online verfügbar unter https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-es-gibt-noch-keinen-wissenschaftlichen-konsens-zum-klimawandel, zuletzt aktualisiert am 01.08.2023, zuletzt geprüft am 05.09.2023.
3 IPCC (2023): AR6 Synthesis Report. Climate Change 2023. Synthesis Report of the IPCC Sixth Assessment Report (AR6). IPCC. Online verfügbar unter https://report.ipcc.ch/ar6syr/pdf/IPCC_AR6_SYR_LongerReport.pdf, zuletzt geprüft am 27.03.2023.
4 Horbach, Theresa (2023): Zu wenig, zu oberflächlich, zu unpolitisch: Wie der Klimawandel in Schulbüchern vorkommt. klimafakten.de. Online verfügbar unter https://www.klimafakten.de/meldung/zu-wenig-zu-oberflaechlich-zu-unpolitisch-wie-der-klimawandel-schulbuechern-vorkommt, zuletzt aktualisiert am 30.08.2023, zuletzt geprüft am 31.08.2023.
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Bildung im Klimawandel ist eine Initiative der API Kinder- und Jugendstiftung und Active Philanthropy, gefördert von der API Kinder- und Jugendstiftung und der deutschen Postcode Lotterie. Gemeinsam arbeiten wir daran, zwei der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zusammenzudenken, um so einen lebenswerten Planeten für diese und kommende Generationen zu erhalten. Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an info@activephilanthropy.org