Klimawandelfolgen und Extremwetterereignisse wie Stürme, Überflutungen, der Anstieg des Meeresspiegels sowie Hitze, Dürren und Brände bedrohen Bildungsinfrastruktur und somit den kontinuierlichen Zugang zu hochwertiger Bildung. Erfahren Sie in diesem Abschnitt, wie Sie dazu beitragen können, die Widerstandsfähigkeit der Bildungsinfrastruktur gegenüber Klimarisiken zu stärken und wie Sie bei der Bewältigung der Konsequenzen von beschädigter Bildungsinfrastruktur helfen können.
Zunehmende Extremwetterereignisse erhöhen das Risiko, dass Bildungseinrichtungen und relevante Infrastrukturen wie Verkehrswege oder Energieversorgung beschädigt oder zerstört werden. Dies wiederum beeinträchtigt die Erreichbarkeit und die Funktionalität von Bildungseinrichtungen, wodurch der Zugang zu und die Qualität von Bildung beeinträchtigt werden können1,2.
Die Auswirkungen des Klimawandels können zu langen Unterbrechungen im Bildungsprozess führen, die die Lernzeit verkürzen und die Kontinuität des Lernens stören. Dadurch geht bereits erworbenes Wissen verloren und neue Lerninhalte können nicht angemessen vermittelt werden. Zudem beeinflusst der Klimawandel die Art des Lernens, da nach Extremwetterereignissen oftmals alternative Lernorte mit begrenzten Ressourcen und Infrastruktur genutzt werden müssen. Dies verschlechtert die Lernbedingungen und erschwert den Zugang zu hochwertiger Bildung.
Stürme, Fluten und der ansteigende Meeresspiegel stellen eine erhebliche Bedrohung für die Bildungsinfrastruktur sowie die physische Gesundheit von Bildungsakteur:innen dar. Derzeit befindet sich bereits jede zehnte Bildungseinrichtung in Europa in Gebieten mit einem hohen Hochwasserrisiko3. Mit der globalen Erwärmung wird die Häufigkeit und Intensität von Stürmen, Fluten und extremen Regenfällen in weiten Teilen Europas zusätzlich zunehmen4.
Die Auswirkungen beim Eintritt solcher Ereignisse sind vielfältig und können schwerwiegende Konsequenzen für Bildungsakteur:nnen und -infrastruktur bedeuten:
Durch eindringendes Wasser werden sowohl die Gebäude als auch das Lehrmaterial und die technische Ausstattung in den Bildungseinrichtungen beschädigt oder zerstört.
Straßen werden unpassierbar, was den Zugang zu Bildungseinrichtungen blockiert.
Starker Wind führt zu Stromausfällen, wodurch technische Geräte und Heizungen in den Bildungseinrichtungen ausfallen können.
Stürme verursachen Schäden an den Gebäudestrukturen wie Wänden und Dächern. Zudem besteht die Gefahr, dass herabfallende Gegenstände und entwurzelte Bäume Gebäude und Straßen beschädigen und das Leben von Menschen gefährden.
Hitzewellen und Brände stellen erhebliche Bedrohungen für Bildungseinrichtungen dar. Studien zeigen, dass Hitzewellen in Europa im Vergleich zu anderen Regionen wie USA oder Kanada besonders stark zunehmen5. Die prognostizierte Erhöhung der Durchschnittstemperatur und die Zunahme von heißen Tagen erhöhen das Risiko von Waldbränden6. Die möglichen Folgen für den Bildungssektor sind:
Hitzewellen können dazu führen, dass es in den Klassenzimmern zu heiß wird, wodurch die Sicherheit und Effektivität des Unterrichts beeinträchtigt wird (siehe Hitze und Bildung).
Waldbrände können nicht nur Gebäude und kritische Infrastruktur von Bildungseinrichtungen beschädigen, sondern auch giftigen Rauch freisetzen, der zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Dies kann eine Evakuierung von Bildungseinrichtungen zur Folge haben, was wiederum in vorübergehenden Schließungen und Unterbrechungen des Unterrichts resultiert.
Brände können Lehrmaterialien und technische Ausstattung wie Bücher und Computer zerstören, was den Lernprozess behindert und zusätzliche Kosten für den Ersatz verursacht.
Im Sommer 2007 führten außergewöhnliche Regenfälle zu verheerenden Überschwemmungen in Teilen Englands. Infrastruktur und zahlreiche Gebäude wurden stark beschädigt oder zerstört, darunter auch etwa 800 Schulen. Neben den enormen Schäden und den hohen Kosten für den Bildungssektor führte diese Katastrophe allein in den Regionen Yorkshore und Humberside zu einem Ausfall von insgesamt 400.000 Schultagen7.
Bei der Jahrhundert-Flut in Nordrhein-Westphalen und Rheinland-Pfalz wurden hunderte Kitas und Schulen beschädigt oder zerstört8. Dies führte unweigerlich zu Schulschließungen und einer Unterbrechung des Bildungsprozesses für tausende Kinder und Jugendliche. Einige Familien waren gezwungen, ihre Kinder zu Verwandten zu schicken, um ihre Bildung fortzusetzen9. Auch zwei Jahre nach der Flutkatastrophe können Schulen in stark betroffenen Gebieten den Unterricht noch nicht in gewohnter Form fortsetzen. Nur wenige Schulen konnten die Flutschäden komplett beheben, der Unterricht findet teils noch immer in Provisorien wie Containern statt10.
Im Juni 2019 erlebte Frankreich eine Hitzewelle mit Temperaturen von über 40°C, sodass in einigen Regionen des Landes neue Rekordwerte verzeichnet wurden. Die Auswirkungen waren gravierend: Hunderte von Kindergärten und Grundschulen mussten vorübergehend schließen, insbesondere solche ohne Klimaanlagen11.
Unterstützen oder beraten Sie Bildungseinrichtungen und Schulträger:innen bei der Implementierung von Maßnahmen zur Verbesserung der Raumtemperatur und Belüftung, um den Auswirkungen von Hitze und anderen klimabedingten Faktoren entgegenzuwirken. So kann die Installation von Klimaanlagen den negativen Einfluss von Hitze auf schulische und akademische Leistungen abschwächen. Dabei ist jedoch wichtig zu beachten, dass emissionsintensive Energiequellen vermieden werden, um eine weitere Erwärmung des Planeten zu verhindern14. Eine niedrigschwellige und vergleichsweise kostengünstige bauliche Maßnahme zur Reduzierung von Hitze ist das Streichen von Dächern und Fassaden mit sonnenreflektierender Farbe. Dies kann die Innentemperatur von Gebäuden spürbar senken: in Altbauten ohne Wärmedämmung um bis zu 4,7°C, in Neubauten mit Wärmedämmung bis zu 3°C15.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Unterstützen Sie Schulverwaltungen und Kommunen bei der Erstellung von Notfall- und Wiederaufbauplänen, die gut geplante Evakuierungen sowie einen reibungslosen Wiederaufbau von Bildungseinrichtungen nach klimabedingten Extremwetterereignissen ermöglichen. Bieten Sie Schulungen für Lehrkräfte, Pädagog:innen und Schulpersonal an, um Evakuierungsübungen durchzuführen und die Sicherheit aller Akteur:innen des Bildungssektors zu gewährleisten.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Unterstützen Sie Bildungseinrichtungen dabei, digitale Lernplattformen zu implementieren. Diese ermöglichen den kontinuierlichen Bildungsbetrieb, selbst wenn physische Bildungseinrichtungen aufgrund von Klimakatastrophen wie Überschwemmungen schwer erreichbar sind. Arbeiten Sie eng mit Expert:innen für digitale Lerntechnologien zusammen, um individuell angepasste Plattformen zu konzipieren, die den spezifischen Bedürfnissen gerecht werden. Begleiten Sie die Einführung solcher Lernplattformen mit Schulungsmaßnahmen und Lehrressourcen, um eine effektive Nutzung zu garantieren. Nutzen Sie die Erkenntnisse aus der Bewältigung der Corona-Pandemie und stellen Sie sicher, dass die Angebote barrierefrei gestaltet werden, um zusätzliche Benachteiligungen für bereits marginalisierte Kinder und Jugendliche zu verhindern (siehe Ungerechtigkeiten).
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Stellen Sie bei der Planung und Finanzierung von Bauprojekten von Bildungseinrichtungen sicher, dass Klimarisiken wie Überschwemmungen, Hitzewellen oder Waldbrände in die Entscheidungsprozesse einfließen und Aspekte wie beispielsweise die Exposition gegenüber Luftverschmutzung berücksichtigt werden. Investieren Sie in umfassende Risikobewertungen, um widerstandsfähige und anpassungsfähige Schulgebäude zu schaffen. Datenbasierte Algorithmen können dabei helfen, risikoarme Standorte für den Bau neuer Schulen zu bestimmen16.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Setzen Sie sich aktiv für die Verminderung von versiegelten Flächen auf dem Gelände von Bildungseinrichtungen ein. Fordern Sie Schulen oder Bildungsträger:innen dazu auf, Bereiche zu identifizieren, die versiegelt sind und somit einem erhöhten Überschwemmungsrisiko ausgesetzt sind. Arbeiten Sie eng mit Fachleuten aus Forschung und Praxis zusammen, um Bildungseinrichtungen (oder auch Kommunen bzw. Schulträger:innen, je nach Zuständigkeit) bei der Umsetzung innovativer Lösungen zu unterstützen. Dies kann den Einsatz von durchlässigen Materialien, den Austausch von versiegelten Flächen gegen Grünflächen und die Schaffung von Rückhaltebecken einschließen. Diese Maßnahmen können je nach Ihrem jeweiligen Kontext und Zielsetzungen sowohl auf individueller Ebene (in Kooperation mit einzelnen Bildungseinrichtungen) als auch auf systemischer Ebene (durch Beeinflussung relevanter Akteur:innen zur Berücksichtigung dieser Aspekte) umgesetzt werden.
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1 UNICEF East Asia and Pacific Regional Office (2019): It is getting hot. Call for education systems to respond to the climate crisis. Perspectives from East Asia and the Pacific. UNICEF. Bangkok, Thailand. Online verfügbar unter https://www.unicef.org/eap/media/4596/file/It%20is%20getting%20hot:%20Call%20for%20education%20systems%20to%20respond%20to%20the%20climate%20crisis.pdf, zuletzt geprüft am 06.01.2023.
2 Kousky, Carolyn (2016): Impacts of natural disasters on children. In: The Future of Children 26 (1), S. 73–92. Online verfügbar unter https://files.eric.ed.gov/fulltext/EJ1101425.pdf, zuletzt geprüft am 25.01.2023.
3 European Environment Agency (2022): Just resilience – Leaving No One Behind. Towards 'just resilience': leaving no one behind when adapting to climate change. European Environment Agency. Online verfügbar unter https://www.eea.europa.eu/downloads/290aeddc723048fd8568961559f99010/1663335271/towards-just-resilience-leaving-no.pdf, zuletzt geprüft am 23.01.2023.
4 Dottori, Francesco; Mentaschi, Lorenzo; Bianchi, Alessandra; Alfieri, Lorenzo; Feyen, Luc (2020): Adapting to rising river flood risk in the EU under climate change. Publications Office of the European Union. Luxembourg (JRC Technical Report). Online verfügbar unter https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/bitstream/JRC118425/pesetaiv_task_5_river_floods_final_report_2_.pdf, zuletzt geprüft am 01.02.2023.
5 Rousi, Efi; Kornhuber, Kai; Beobide-Arsuaga, Goratz; Luo, Fei; Coumou, Dim (2022): Accelerated western European heatwave trends linked to more-persistent double jets over Eurasia. In: Nature Communications 13 (1), S. 3851. DOI: 10.1038/s41467-022-31432-y .
6 Jones, Matthew W.; Smith, Adam; Betts, Richard; Canadell, Josep G.; Prentice, I. Colin; Le Quéré, Corinne (2020): Climate Change Increases the Risk of Wildfires. ScienceBrief. Online verfügbar unter https://www.preventionweb.net/files/73797_wildfiresbriefingnote.pdf, zuletzt geprüft am 13.02.2023.
7 Environment Agency (2010): The costs of the summer 2007 floods in England. Unter Mitarbeit von Department for Environment, Food and Rural Affairs. Bristol, UK. Online verfügbar unter https://assets.publishing.service.gov.uk/media/602e9870e90e07660dec0b0a/The_Costs_of_the_Summer_2007_Floods_in_England_technical_report.pdf, zuletzt geprüft am 18.01.2023.
8 Der Spiegel (2021): Flutfolgen in Rheinland-Pfalz und NRW: Viele Schulen und Kitas zerstört – Betreuung nicht möglich. In: DER SPIEGEL, 30.07.2021. Online verfügbar unter https://www.spiegel.de/panorama/bildung/hochwasser-folgen-fuer-kitas-und-schulen-land-unter-im-bildungsbetrieb-a-b8d4ab9a-0002-0001-0000-000178589861, zuletzt geprüft am 08.02.2023.
9 Wassong, Johanna (2021): The Flooding Catastrophe in the Ahr Tal and its Drastic Consequences. Earth Refuge. Online verfügbar unter https://earthrefuge.org/the-flooding-catastrophe-in-the-ahr-tal-and-its-drastic-consequences/, zuletzt geprüft am 23.01.2023.
10 Vucemilovic, Leon (2023): Ungewöhnlicher Schulsport: Eine Ahrtal-Schule zwei Jahre nach der Flut. SWR Sport. Online verfügbar unter https://www.swr.de/sport/media/ungewoehnlicher-schulsport-eine-ahrtal-schule-zwei-jahre-nach-der-flut-104.html, zuletzt geprüft am 12.11.2023.
11 Amiel, Sandrine (2019): Hundreds of schools closed throughout France as temperatures top 40C. Euronews. Online verfügbar unter https://www.euronews.com/2019/06/26/hundreds-of-schools-closed-throughout-france-as-temperatures-top-40c, zuletzt geprüft am 23.01.2023.
12 Manning, Joshua (2022): Schools in Benahavis closed due to wildfire in Malaga's Sierra Bermeja mountains. Euro Weekly News. Online verfügbar unter https://euroweeklynews.com/2022/06/09/breaking-news-huge-fire-breaks-out-in-malagas-pujerra/, zuletzt geprüft am 30.01.2023.
13 Merz, Kathrin; Debionne, Phillippe; Tunk, Carola (2022): Waldbrände in Brandenburg: Innenminister Stübgen warnt vor neuen Feuern. In: Berliner Zeitung, 20.06.2022. Online verfügbar unter https://www.berliner-zeitung.de/news/breaking-news-waldbrand-brandenburg-treuenbrietzen-newsblog-200-hektar-wald-in-flammen-evakuierungen-angeordnet-li.237974, zuletzt geprüft am 13.02.2023.
14 Park, R. Jisung; Goodman, Joshua; Hurwitz, Michael; Smith, Jonathan (2020): Heat and Learning. In: American Economic Journal: Economic Policy 12 (2), S. 306–339. DOI: 10.1257/pol.20180612 .
15 Dias, Diana; Machado, João; Leal, Vítor; Mendes, Adélio (2014): Impact of using cool paints on energy demand and thermal comfort of a residential building. In: Applied Thermal Engineering 65 (1-2), S. 273–281. DOI: 10.1016/j.applthermaleng.2013.12.056 .
16 Momoh, Adama; Atherton, Paul (2022): How Sierra Leone is betting on data to fight the impact of climate change on schools. Global Partnership for Education. Online verfügbar unter https://www.globalpartnership.org/blog/how-sierra-leone-betting-data-fight-impact-climate-change-schools, zuletzt aktualisiert am 07.11.2022, zuletzt geprüft am 03.03.2023.
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Bildung im Klimawandel ist eine Initiative der API Kinder- und Jugendstiftung und Active Philanthropy, gefördert von der API Kinder- und Jugendstiftung und der deutschen Postcode Lotterie. Gemeinsam arbeiten wir daran, zwei der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zusammenzudenken, um so einen lebenswerten Planeten für diese und kommende Generationen zu erhalten. Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an info@activephilanthropy.org