Bildungsungleichheiten schaffen eine ungerechte Verteilung von Chancen und Risiken in Bezug auf den Klimawandel. Auf der einen Seite beeinflussen Bildungsungleichheiten die Teilhabe an Lösungen des Klimawandels. Gleichzeitig beeinflussen soziale Faktoren, wie stark Menschen im Bildungssystem von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
Bildungsungerechtigkeiten und der Klimawandel stehen in einer wechselseitigen Beziehung.
Auf der einen Seite sind Ungerechtigkeiten ein Faktor dafür, wie Bildungseinrichtungen und Lernende mit den Folgen des Klimawandels umgehen können. Eine hochwertige Bildung erhöht die Wahrscheinlichkeit, an innovativen Lösungen für klimatisch bedingte Herausforderungen teilzuhaben. Benachteiligte Lernende verfügen aufgrund von sozialen Ungleichheiten jedoch oftmals nicht über die gleichen Bildungschancen wie ihre privilegierten Altersgenoss:innen.
Auf der anderen Seite verschärft der Klimawandel bereits bestehende Benachteiligungen. Indem benachteiligte Lernende (und Bildungseinrichtungen) oftmals über begrenzte Ressourcen verfügen, können sie weniger gut mit den Folgen des Klimawandels umgehen. Dies führt zu einem Teufelskreis, der die Benachteiligung und die Anfälligkeit für Klimarisiken kontinuierlich verschärft.
Der Teufelskreis der Ungerechtigkeiten in Bezug auf Bildung und Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und die Bewältigung der Klimakrise. Er führt dazu, dass sowohl die Chancen durch Klimabildung, als auch zunehmende Klimarisiken ungleich verteilt sind.
Ungleiche Verteilung von Chancen
Das Bildungssystem ist geprägt von Ungleichheiten, die sich auf verschiedene Weisen manifestieren. Ein konkretes Beispiel ist, dass einige Bildungseinrichtungen Zugang zu moderner Technologie, gut ausgestatteten Lehrumgebungen und hochqualifiziertem Lehrpersonal haben, während andere Einrichtungen mit begrenzten Ressourcen auskommen müssen. Dies führt zu disparaten Lernbedingungen und beeinträchtigt die Chancengleichheit der Lernenden. Diese Unterschiede erschweren benachteiligten Lernenden die Entwicklung der notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um den Herausforderungen des Klimawandels effektiv zu begegnen oder zur Lösung des Problems beizutragen. Die Konsequenz ist, dass diese Gruppen weniger effektiv an Bemühungen zur Förderung einer klimafreundlichen Transformation teilnehmen können.
Ungleiche Verteilung von Klimarisiken
Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen treffen benachteiligte Lernende und Bildungseinrichtungen besonders schwer. Sie sind oft weniger in der Lage, sich vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen oder darauf zu reagieren. Dies führt zu Bildungsunterbrechungen, gesundheitlichen Belastungen und sozioökonomischen Herausforderungen, die wiederum die bestehende Bildungsungleichheit verstärken können.
Darüber hinaus haben Bildungsungleichheiten nicht nur individuelle, sondern auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Die Bewältigung des Klimawandels erfordert eine breite Beteiligung und eine Vielzahl von Fähigkeiten und Ressourcen auf allen Ebenen der Gesellschaft. Wenn Bildungsungleichheiten nicht angegangen werden, bleiben viele Menschen von der aktiven Mitwirkung an Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels ausgeschlossen.
"Education grant makers who ignore climate change risk seeing their work undermined by increased climate-related educational inequities1."
Jonathan Klein, Jennifer Moses & Sara Ross
Gründer:innen von UndauntedK12
Die Qualität der Bildungsinfrastruktur wirkt sich signifikant auf das Lernumfeld und die Lernatmosphäre aus, was wiederum den Lernerfolg beeinflusst2. Schlecht ausgestattete Bildungseinrichtungen sind stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Zum Beispiel können Lernende in unzureichend beschatteten oder ungekühlten Klassenräumen an Hitzetagen weniger effektiv lernen. Untersuchungen zeigen, dass Unterschiede in der Umgebungstemperatur, die durch ungleiche schulische Infrastruktur und geografische Lage verursacht werden, einen signifikanten Einfluss auf Leistungsunterschiede zwischen verschiedenen Schüler:innengruppen haben können3.
Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Anforderungen an zukünftige Arbeitsplätze, wobei „grüne Fähigkeiten“ in der Arbeitswelt immer wichtiger werden. Allerdings besteht ein gravierender Unterschied in der Vorbereitung von Lernenden zwischen benachteiligten und privilegierten Bildungseinrichtungen. Beispielsweise haben privilegierte Schulen in wohlhabenden Gebieten oft besseren Zugang zu moderner Technologie und etablierten Kooperationen mit Unternehmen. Dies ermöglicht ihren Schüler:innen den Einsatz digitaler Lerntools und erleichtert die Teilnahme an praktischen Erfahrungen, z.B. durch Praktika. Im Gegensatz dazu fehlen solche Ressourcen in benachteiligten Bildungseinrichtungen. Die digitale Kluft und das Ressourcengefälle haben somit zur Folge, dass betroffene Lernende durchschnittlich geringere Chancen haben, sich in grünen Arbeitsbereichen zu positionieren.
Die Zerstörung von hunderten Bildungseinrichtungen infolge der Flutkatastrophe im Ahrtal verdeutlicht, dass Extremwetterereignisse langfristige Schul- und Kitaschließungen zur Folge haben können. Die Erfahrungen während der Corona-Pandemie zeigen, dass privilegierte Haushalte Schulschließungen effektiver bewältigen können. Gründe dafür finden sich beispielsweise in einem besseren Zugang zu Computern, stabilem Internet, unterstützenden familiären Umfeldern und geeigneten Räumlichkeiten zum Lernen4,5. Gegenwärtig liegen noch keine wissenschaftlichen Ergebnisse vor, die den Zusammenhang zwischen klimabedingten Schulschließungen und der Verschärfung von Bildungsungleichheiten belegen. Allerdings ist es denkbar, dass ähnliche Probleme wie bei den Schulschließungen während der Corona-Pandemie auftreten könnten.
Klimabedingte Katastrophen können zu Vermögens- und Einkommenseinbußen führen. Dies kann wiederum zur Folge haben, dass Kinder und Jugendliche ihren Bildungsweg aus finanziellen Gründen verlassen und gezwungen sind, frühzeitig zu arbeiten6. Diese Auswirkungen sind zwar im Globalen Norden weniger ausgeprägt, dennoch können auch hier Klimakatastrophen die finanziellen Prioritäten von Haushalten verändern. Das kann dazu führen, dass weniger Mittel für Bildungsausgaben zur Verfügung stehen, beispielsweise für Lernmaterial, technische Ausstattung oder Nachhilfeunterricht. Darüber hinaus könnten Eltern betroffener Familien weniger Kapazitäten haben, ihre Kinder ausreichend zu unterstützen.
Investieren Sie gezielt in die infrastrukturelle Ausstattung von Bildungseinrichtungen in benachteiligten Gebieten. Dies umfasst die Bereitstellung von emissionsarmen Klimaanlagen oder die Umsetzung baulicher Maßnahmen, um hitzefreundliche Lernumgebungen zu schaffen und somit optimale Lernbedingungen zu gewährleisten. (Für eine Übersicht zu Handlungsoptionen für klimaresiliente Infrastruktur, siehe Infrastruktur.)
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Fördern Sie Forschungsprojekte, die die Ursachen und Auswirkungen von Bildungsungleichheiten im Kontext des Klimawandels genauer untersuchen. Durch datenbasierte Erkenntnisse können wertvolle Handlungsempfehlungen für evidenzbasierte politische Entscheidungen abgeleitet werden. Kommunizieren Sie die Erkenntnisse an relevante Akteur:innen der Bildungspolitik, um gezielte Interventionen voranzutreiben.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Setzen Sie sich dafür ein, dass benachteiligte Lernende auch in Zeiten von Schulschließungen nicht übersehen werden. Initiieren oder fördern Sie beispielsweise die Schaffung von speziellen Lernräumen für benachteiligte Schüler:innen, bei denen unzureichende Räumlichkeiten oder technologische Ausstattungen während Schulschließungen das Lernen beeinträchtigen könnten. Diese Angebote könnten so konzipiert werden, dass benachteiligte Lernende nicht nur Zugang zu technischer Ausstattung bekommen, sondern auch von Unterstützung und Betreuung, beispielsweise durch Freiwillige, profitieren.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Ermöglichen Sie kostenfreien Nachhilfeunterricht für Kinder aus benachteiligten Haushalten, die von klimabedingten Katastrophen betroffen sind. Dies kann dazu beitragen, Lernrückstände aufzuholen und zu einer faireren Verteilung von Bildungschancen beizutragen.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Unterstützen Sie benachteiligte Lernende und Familien sowie Lehrkräfte aus benachteiligten Bildungseinrichtungen dabei, ihre Erfahrungen im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Bildung zu teilen. Dies kann durch Partnerschaften mit Journalist:innen, Filmemacher:innen und anderen Medienschaffenden erfolgen. Geschichten von Schüler:innen, die sich beispielsweise mit Hitze in überfüllten und schlecht ausgestatteten Klassenräumen auseinandersetzen müssen, sowie Berichte von Familien, die von Klimakatastrophen betroffen waren und ihre Herausforderungen im Bildungsbereich schildern, können die Problematik eindrucksvoll verdeutlichen. Dies trägt dazu bei, das öffentliche Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen und den politischen Handlungsdruck zu erhöhen.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Viele Bildungsstiftungen engagieren sich bereits seit langer Zeit erfolgreich im Abbau von Bildungsungerechtigkeiten. Damit leisten sie gleichzeitig einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Nehmen Sie diesen Effekt in Ihre Kommunikation auf, um andere Akteur:innen zu sensibilisieren. Stellen Sie heraus, dass die Überwindung von Bildungsungerechtigkeiten nicht nur soziale Gerechtigkeit fördert, sondern auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimarisiken erhöhen kann. Dies betont die Relevanz Ihrer Arbeit und kann gleichzeitig andere Akteur:innen für den Zusammenhang zwischen Bildungsungerechtigkeit und Klimawandel sensibilisieren.
Ist diese Lösung für Ihre Stiftung relevant? Und wenn ja, setzen Sie diese bereits um?
Unterstützen Sie gezielt benachteiligte Lernende darin, Zukunftskompetenzen aufzubauen. Fördern oder initiieren Sie dafür beispielsweise Programme oder Projekte, die benachteiligten Lernenden den Zugang zu Schulungen und Kursen im Bereich grüner Fähigkeiten ermöglichen. Dies kann technische Fähigkeiten oder unternehmerische Kompetenzen beinhalten. Etablieren Sie darüber hinaus Partnerschaften mit Unternehmen und Organisationen, um benachteiligten Lernenden Praktika oder Mentoringprogramme in grünen Arbeitsbereichen anzubieten.
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Ihrer Maßnahmen zum Thema "(Bildungs-)Ungleichheiten und Klimawandel"
1 Klein, Jonathan; Moses, Jennifer; Ross, Sara (2022): Education and Climate Donors Should Join Forces to Develop Green Schools, Expand Climate Instruction. In: The Chronicle of Philanthropy, 25.01.2022. Online verfügbar unter https://www.philanthropy.com/article/education-and-climate-donors-should-join-forces-to-develop-green-schools-expand-climate-instruction?sra=true&cid=gen_sign_in, zuletzt geprüft am 27.07.2023.
2 Barrett, Peter; Davies, Fay; Zhang, Yufan; Barrett, Lucinda (2017): The Holistic Impact of Classroom Spaces on Learning in Specific Subjects 49 (4), S. 425–451. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1177/0013916516648735 , zuletzt geprüft am 08.02.2023.
3 Park, R. Jisung; Goodman, Joshua; Hurwitz, Michael; Smith, Jonathan (2020): Heat and Learning. In: American Economic Journal: Economic Policy 12 (2), S. 306–339. DOI: 10.1257/pol.20180612 .
4 Dietrich, Hans; Patzina, Alexander; Lerche, Adrian (2021): Social inequality in the homeschooling efforts of German high school students during a school closing period. In: European Societies 23 (sup1), S348-S369. DOI: 10.1080/14616696.2020.1826556 .
5 Hobbs, Abbi; Mutebi, Natasha (2021): Inequalities in education, and attainment gaps. UK Parliament. Online verfügbar unter https://post.parliament.uk/inequalities-in-education-and-attainment-gaps/, zuletzt geprüft am 20.06.2023.
6 Kousky, Carolyn (2016): Impacts of natural disasters on children. In: The Future of Children 26 (1), S. 73–92. Online verfügbar unter https://files.eric.ed.gov/fulltext/EJ1101425.pdf, zuletzt geprüft am 25.01.2023.
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Bildung im Klimawandel ist eine Initiative der API Kinder- und Jugendstiftung und Active Philanthropy, gefördert von der API Kinder- und Jugendstiftung und der deutschen Postcode Lotterie. Gemeinsam arbeiten wir daran, zwei der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zusammenzudenken, um so einen lebenswerten Planeten für diese und kommende Generationen zu erhalten. Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an info@activephilanthropy.org